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Plauener Spitze – filigrane Textilkunst im Wandel der Zeit

Wer kennt sie nicht, diese schönen kleinen Kunstwerke, die in Form filigran gearbeiteter Muster meist die Abschlüsse edler Kleidungsstücke, Gardinen oder Tischdecken zieren? In präziser Handarbeit gefertigte Spitze und später die maschinell gefertigte Plauener Spitze haben sich im Lauf der letzten Jahrhunderte zu einem stark nachgefragten Luxusartikel entwickelt, der – z. B. auch in Gestalt hübscher Fensterbilder sowie Tischdecken oder dekorativer Schmuckeinsätze – Interieurs genauso bereichert wie Mode-Outfits. Unter den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Plauener Spitze sind Raumtextilien (Gardinen, Tischdecken und Fensterbilder) sowie Damenoberbekleidung bis hin zu fein gestickten Dessous sicherlich die beliebtesten. Darüber hinaus kommen Spitzenprodukte als Stoffstickereien aber auch für modische Akzente auf Handtaschen, Hüten und Schals und als Schmuck zum Einsatz.

Die Geschichte der Plauener Spitze

Schon im 15. und 16. Jahrhundert war in Plauen das Handwerk der Tambourstickerei, bei der der Stoff in einen runden Holzrahmen gespannt wird und die man auch heute noch als Handarbeit kennt, bekannt und als Gewerbe etabliert. Feinste Tuche wurden aus Ostindien nach Plauen importiert und hier bestickt. Um 1810 wurde vor diesem Hintergrund die Handwerkskunst der Plattstichstickerei immer populärer. Dabei wird das Muster mit zwei Fäden aufgestickt, einem Ober- und einem Unterfaden, wodurch ein platt wirkendes, belastbareres Gewebe entsteht. Nur zwanzig Jahre später verdienten sich in Plauen und Umgebung mehr als 2000 Menschen mit der Handstickerei ihr täglich Brot.

Der Aufstieg Plauens zur Spitzen-Metropole

Die Nachfrage nach Spitzen Stieg und somit auch der Wunsch und Ansporn diese gestiegene Nachfrage erfüllen zu können. Von den ersten Handstickmaschinen, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts Verwendung in der Spitzenproduktion in Plauen fanden, war es nur noch ein kleiner Schritt zur ersten automatischen Stickmaschine, mit deren Einsatz ab 1881 spätestens auch in Plauen das Zeitalter der Industrialisierung Einzug hielt. Sie ermöglichte letztendlich die industrielle Massenproduktion, die die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt und des gesamten Vogtlandkreises nachhaltig veränderte und vorantrieb. Rasch entwickelte sich Plauen zum Zentrum der deutschen Spitzen- und Stickereiindustrie und wurde durch die Weltneuheit der maschinengestickten Tüllspitze, auch auf den internationalen Märkten als selbstständiges Stickereizentrum bekannt. Der weltweite Erfolg der Plauener Spitze hallt auch heute noch nach.

Höhen und Tiefen

Von der Verleihung des Grand Prix der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 bis zum Höhepunkt des „Spitzen-Booms“ verging nichtmal ein Jahrzehnt. Spätestens Mit dem ersten Weltkrieg fanden diese erfolgreichen Jahre allerdings ein jähes Ende. Auch in den „goldenen Zwanzigern“ konnte an die Erfolge vom Beginn des Jahrhunderts nicht angeknüpft werden. Weltwirtschaftskrise und der zweite Weltkrieg verstärkten die Krise der Plauener Stickerei- und Spitzenindustrie noch, die ihren Tiefpunkt 1945 im zu 75% fand. Erst in der DDR wurde versucht an alte Traditionen und Erfolge anzuknüpfen. Das gelang zum Teil, sodass die Plauener Spitze auch heute noch ein Aushängeschild der Stadt und weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und beliebt ist. Der große Glanz, den sie der Region Anfang des 20. Jahrhunderts brachte, wurde allerdings nicht wieder erlangt.

Plauener Spitze heute

Moderne Design und traditionelle Motive und Muster: Die Plauener Spitze heute vereint Tradition und Fortschritt. Seit der Wende widmen sich wieder mehrere kleine Unternehmen der Herstellung von Plauener Spitze und Der Entwicklung neuer Spitzen und Motive. Ausbildungs- und Arbeitsplätze rund um das traditionelle Aushängeschild der Stadt wurden geschaffen und die Plauener Spitze ist in der Moderne angekommen. Ein Beispiel dafür ist die Tatsache, dass Plauener Spitzen auch auf den Laufstegen der Berliner Fashion Week zu sehen waren und sind.